Mitten DRIN - Gemeinwesen im Blick
ID: | 1 Z 3 5 |
Propstei: | Nord-Nassau |
Dekanat: | Bad Marienberg und Selters |
Projektleitung: Martina Saal |
Ein Projekt des Diakonischen Werkes im Westwerwaldkreis in Kooperation mit den beiden Dekanaten Bad Marienburg und Selters.
http://www.kirche-bad-marienberg.de/lebenshilfe/mittendrin-kleiderladen
Projektbeschreibung
Im Westerwald entstanden 2015 in Trägerschaft des Ev. Dekanates Selters bzw. des regionalen Diakonischen Werkes zwei Läden für gebrauchte Kleidung. Diese gründeten sich angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen sehr spontan, als Projekte der Nothilfe. Die Arbeit vor Ort wurde ausschließlich von ehrenamtlich Mitarbeitenden geleistet. Mangels hauptamtlicher Kapazitäten konnten jedoch wichtige Kernpunkte kirchlich-diakonischer Gemeinwesenarbeit nicht umgesetzt, ebenso wenig die notwendige professionelle Begleitung der freiwillig Engagierten wahrgenommen werden. Auf diesem Hintergrund wurde ein Antrag auf Förderung als DRIN-Projekt gestellt wird, um diese wichtigen Aufgaben sowie die Einbeziehung der von Armut und Ausgrenzung betroffenen Menschen in die praktische Arbeit, wahrnehmen zu können.
Seit Januar 2016 ist die Mitarbeiterin des DRIN-Projektes zunächst im Kleiderladen Bad Marienberg aktiv in der Umsetzung dessen konzeptioneller Neugestaltung und Ausrichtung.
Im Kleiderladen werden Menschen, die aus den verschiedensten Gründen „second-hand-Kleidung“ kaufen möchten, mit Menschen, die Kleidung im Überfluss besitzen und abgeben möchten, zusammengebracht. Ganz bewusst steht der Laden allen Menschen, unabhängig von deren Einkommenssituation, zur Verfügung. Beim Nachweis von Bedürftigkeit (Tafelausweis, ALG II-Bescheid, Asylstatus o.a.) muss nur die Hälfte des ausgezeichneten Preises gezahlt werden. Mit dem breiten Angebot gut erhaltender Kleidung sollen aber auch Flohmarktfans und Schnäppchenjäger angelockt werden, Menschen die gerne und nicht ausschließlich aus finanziellen Gründen „second-hand“ einkaufen.
Die Mitarbeiterin des DRIN-Projektes arbeitet mit dem Team der Ehrenamtlichen unter anderem an folgenden Themen:
- Grundlagen der Teamarbeit und einer gelingenden Zusammenarbeit mit vielen und sehr unterschiedlichen Menschen
- Die Einbindung von Menschen in schwierigen sozialen und finanziellen Verhältnissen in die praktische Arbeit, um damit auch Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
- Vermittlung eines Verständnisses für das Problem der Sozialen Ausgrenzung und des Ladenkonzepts, dass jeder mit wenig Geld im Kleiderladen ohne Angst vor Stigmatisierung ungestört stöbern und einkaufen kann.
- Vermittlung eines Verständnisses für den Namenszusatz „und mehr…“ , mit dem auch vermittelt werden soll, dass die Mitarbeitenden im Verkauf ein offenes Ohr für die Sorgen der Kunden haben und diese, wenn nötig, an weiterführende Beratungsstellen im Westerwald verweisen bzw. die entsprechenden Kontakte herstellen.
- Kirchlich-Diakonische Gemeinwesenarbeit, die auch durch die zeitweise Anwesenheit des ev. Gemeindepfarrers aus Bad Marienberg deutlich wird. Seine Mitarbeit im Kleiderladen soll eine unkomplizierte Kontaktaufnahme und die Möglichkeit eines unverbindlichen Gespräches ermöglichen.
Der Kleiderladen „mittenDRIN und mehr“ hat sich zu einem festen Bestandteil im Gemeinwesen Bad Marienberg entwickelt und ist dort nicht mehr wegzudenken. Mit einem großen Angebot gut erhaltener und günstiger Second-Hand-Kleidung sowie einer Bücherbox vor dem Laden steht er allen Bürger*innen zur Nutzung zur Verfügung. 40 ehrenamtlich tätige Frauen machen es möglich, dass der Laden an sechs Tagen in der Woche geöffnet sein kann und sich zu einem lebhaften Treffpunkt entwickelt hat. Mehrere geflüchtete Frauen konnten in das Team der Ehrenamtlichen eingebunden werden, ebenso einige Frauen in schwierigen persönlichen Lebenslagen durch eine psychische Erkrankung, Einsamkeit oder finanzielle Not. Sie haben durch ihr Ehrenamt im Kleiderladen eine Aufgabe und Wertschätzung erhalten und profitieren von der gewonnenen Struktur und den persönlichen Kontakten im Team. Neben dem Verkauf von Kleidung wird der Laden für persönliche Gespräche ebenso genutzt, wie für öffentliche Veranstaltungen zu sozialen Themen oder als Anlaufstelle, um sich über Beratungsmöglichkeiten zu informieren.
Das DRIN-Projekt ermöglichte die Koordination des Kleiderladens und eine professionelle Begleitung der ehrenamtlich Tätigen durch eine hauptamtliche Mitarbeiterin des Diakonischen Werkes. In Zusammenarbeit mit dem Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde konnte es gelingen, das DRIN-Projekt mit seinem Laden sehr gut in das Gemeinwesen zu integrieren und ein breites Netzwerk zu anderen Institutionen aufzubauen. Der Kleiderladen hat nach heutigem Stand eine gute Zukunft, da er sich steigender Beliebtheit erfreut. Dies sowohl bei Spender*innen, die ihrer gebrauchten Kleidung eine zweite Chance geben wollen, als auch bei Kund*innen, die den Laden wegen seiner günstigen Preise aufsuchen oder sie aus ökologischen und ethischen Gründen einer Ressourcenverschwendung entgegentreten möchten. Ebenso ist das Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit auch im vierten Jahr ungebrochen. Eine hauptamtliche Koordinationsstelle mit reduzierten Stundenanteilen ist dauerhaft notwendig, deren Kosten aus den Einnahmen des Ladens zu finanzieren sind.
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